Buchrezension: Der Kies muss weg
Als wir den Buchtitel das erste Mal hörten, wurden wir sofort aufmerksam. Unser Motto “Für mehr Grün im Grau” meint nämlich auch genau das: Der Kies muss weg! Verschwinden aus der Stadt soll der, dieser verdammte, blöde, karge, graue Kies! Zu unserem großen Bedauern verwandeln sich nämlich immer mehr Vorgärten in tote Steinwüsten. Warum? Weil die Menschen faul sind und es pflegeleicht haben wollen. Doch woran viele nicht denken: Diese Bequemlichkeit ist Gift für die Artenvielfalt - und weniger Arbeit macht sie auch nicht. Du glaubst uns nicht? Na, dann lass uns mal gemeinsam einen Blick in das neue Buch “Der Kies muss weg!” vom Verlag Eugen Ulmer werfen und herausfinden, wie wir unsere Vorgärten zukünftig gestalten sollten. Eins ist sicher: Grün und wild müssen sie sein!
Es ist immer schön,
ein neues Buch in den Händen zu halten. Da ist die Aufregung, was einen wohl erwartet, die Spannung auf neue Erkenntnisse und natürlich: die Vorfreude endlich die erste Seite aufschlagen zu dürfen. Wir geben zu: Bei diesem Buch ist Nr. 1, die Aufregung, nicht ganz so ausgeprägt. Das liegt einfach daran, dass man schon beim Cover recht eindeutig weiß, worum es geht. Es geht um Vorgartengestaltung, genauer: Um Steingärten. Und das Buch spricht sich ganz klar dagegen aus. Das sagt bereits der Titel. “Der Kies muss weg!” ist eine Aufforderung mit dickem Ausrufezeichen, ein Aufschrei nach mehr Grün im Grau. Ok! Gut! Wir sind dabei, du auch?
In drei Kapiteln
lässt sich das Buch grob unterteilen. Nach einem Vorwort vom Autor steigt er ins Thema ein. Doch “Worum geht es eigentlich?” Es geht um die Entwicklung in Städten und der zunehmende Trend zu Steingärten. Tjards Wendebourg nennt diese “Gärten des Grauens” und macht seinen Standpunkt schnell klar. Auf humorvolle Art spricht er seine Kritik deutlich aus und versucht Antworten zu finden auf die drängende Frage “Wieso, weshalb, warum?” Im Hauptteil des Buches räumt Wendebourg mit dem Irrglauben auf, Steingärten wären pflegeleichter. “Weshalb es Unsinn ist, Steine in den Garten zu schütten” liefert logische Argumente, die gegen die Verschotterung sprechen.
Keine Pflanzen, keine Blumen, keine Nahrung...Das bedeutet auch kein Leben.
Ja, innerhalb der Aufklärungsarbeit, die Wendebourg hier leistet, schwingt auch eine leise Anklage mit. Doch nicht auf die “Zeigefinger”-Art, sondern auf eine Art, die nachvollziehbar ist. Es geht schließlich um die Artenvielfalt. Im 3. Teil gibt Wendebourg eine Anleitung, wie es besser geht und beantwortet so die Frage: “Wenn nicht so, wie dann?” Ja, es geht anders. Wenn man sich nämlich die Natur als Vorbild nimmt, sagt er.
Wichtiges Thema, kompakt verpackt
Das schafft Wendebourg mit diesem Werk. Das Buch ist im A5 Format eher klein und mit seinen 96 Seiten auch eher kurz. Das schadet dem Inhalt aber in keiner Weise. Knackig erklärt Wendebourg alles Wichtige zum Thema. Und nicht nur für Hausbesitzer in der Stadt ist dieses Buch eine wichtige Lektüre. Der Inhalt richtet sich eigentlich an jeden, der in irgendeiner Art und Weise eine freie Fläche zur Verfügung hat. Sei es vor dem Haus, hinter dem Haus oder unseretwegen auch auf dem Haus ;-) Die (Um-)Gestaltung kleiner Flächen in bunte Oasen wird für Insekten immer überlebenswichtiger. Vom Land durch Monokulturen verdrängt, können bunte Vorgärten die letzte Zufluchtsstätte bedeuten und lebensnotwendig werden! Denn welches Insekt kann in einem Steingarten überleben? Asseln vielleicht...das wars denn aber auch schon!
über den Autor
Autor: Tjards WendebourgTjards Wendebourg ist Dipl.-Ing. Gartenbau hat mit der "Planungsgruppe Digitalis“ über Jahre Gartenbesitzer beraten. Seit 2001 arbeitet er als Redakteur beim Verlag Eugen Ulmer und führt derzeit als Redaktionsleiter die Poolredaktion Garten. Das Buch “Der Kies muss weg” ist aus einer persönlichen Überzeugung geschrieben worden - und das liest man auch! Aus seiner Abneigung gegen Steingärten macht Wendebourg keinen Hehl, gibt wohlwollend Ratschläge und sinnvolle Tipps für die (Um-) Gestaltung von Vorgärten. Also, Nur Mut zur Steindiät!