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Die Geschichte des Guerilla Gardening

Vor einigen Wochen waren wir auf dem Gartenfestival in Herrenhausen um einen Vortrag zum Thema Guerilla Gardening zu halten (die Präsentation könnt ihr hier finden). Das war für uns ein guter Anlass endlich auch mal einen Blogeintrag zu dem Thema zu schreiben.

Vom tränengasverhangenen People's Park bis zum trendigen Dachgarten auf Google's Londoner Büro hat das Guerilla Gardening eine steile Karriere hingelegt. Es ist heute schwer zu sagen was die wichtigsten Meilensteine für die Bewegung waren, aber für mich ist der Ursprung die Besetzung einer Brachfläche in Berkeley. Studenten hatten 1969 ein Areal der Universität von Kalifornien besetzt und einen Ort der freien Rede ausgerufen, der außerdem zu einem Park umgebaut werden sollte. Mit der Schaufel in der Hand schritten die Studenten direkt zur Tat. Mehrere Tausend Helfer fingen an das Gelände zu einem Park umzubauen, bis der damalige Gouverneur von Kalifornien, Ronald Reagan, den Park mit Gewalt räumen ließ. Bei dem brutalen Polizeieinsatz starb ein Demonstrant und viele wurden schwer verletzt. Dennoch rissen die Proteste für den Park und die nächtlichen Besetzungen nicht nach und 1972 dann, nach 3 Jahren Straßenschlachten (die komplette Geschichte ist hier in Bildern erzählt), war die Stadt Berkeley es leid. Sie pachtete das Land von der Universität und erklärte es offiziell zum Park. Die Studenten hatten gewonnen und die Begrünung urbaner Flächen sich als Protestform etabliert.

Der Begriff Guerilla Gardening bzw. Green Guerillas wurde aber erst etwas später in New York City von Liz Christy geprägt. 1973 steckte die damals bankrotte Stadt in einer Spirale der Gewalt. Der Central Park war kaum zu betreten und es gab viele verlassene Grundstücke mitten in der Stadt. Ideale Bedingungen also für Liz Christy, die mit Freunden begann, diese Brachflächen zu begrünen und Community Gardens einzuführen. Anders als in Berkeley war die Stadt dankbar für Liz' Einsatz, da das gemeinsame Gärtnern die Gewalt eindämmte und Leuten eine Beschäftigung und Nahrungsmittel brachte. Folglich wurde die Truppe um Liz Christy sogar von der Stadt unterstützt und noch heute gibt es den Liz Christy Community Garden. Von dieser Bewegung wurden auch das erste Mal Samenbomben zur Begrünung der Stadt eingesetzt.

Der nächste große Moment des Guerilla Gardening kam im Jahr 2000 in London. Unter dem Motto "Widerstand ist fruchtbar" gruben Umweltaktivisten den Parliament Square um und bepflanzten ihn. Leider war die Aktion aus gärtnerischer Sicht schlecht umgesetzt und der Platz wurde eher zerstört denn nachhaltig begrünt. Bei vielen Bürgern warf diese Aktion daher auch ein eher schlechtes Licht auf das Guerilla Gardening. Dennoch: Der Begriff ist seitdem den meisten bekannt und die subversive Begrünung städtischer Flächen eine zunehmend verbreitete Beschäftigung.

Das geht so weit, dass in den letzten Jahren immer mehr Städte und Gemeinden Flächen an ihre Bürger verpachten, Geld für Gemeinschaftsgärten zur Verfügung stellen oder zumindest den Auftrag ihrer Grünflächenämter soweit überarbeiten, dass schön angelegte Verkehrsinseln nicht einfach abgemäht werden. In meinem nächsten Post werde ich einige Beispiele dazu vorstellen und darauf eingehen, wie man selber aktiv werden kann



Bis dahin,
Torge

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